Erstes Kapitel

1.Kapitel: Allgemeine Einführung

Das Shushogi besteht aus fünf Kapiteln. Das Ziel dieser Schrift ist es nicht, eine wörtliche Übersetzung des Textes zu liefern, sondern eher zu versuchen, den Gehalt eines jeden Kapitels wiederzugeben und das gedankliche Schema ihrer Abfolge zu zeigen.


Der Titel des ersten Kapitels lautet: "Allgemeine Einführung"
Dieses Kapitel bringt die grundlegenden Prinzipien der Buddhalehre in Erinnerung, die wir uns immer klar vor Augen halten sollten: Die Frage von Leben und Tod zu klären stellt den grundlegenden Punkt für alle Buddhaschüler dar. Dabei erkennt man, dass die Samsara-Welt (Geburt-Tod) selbst das Nirvana ist und dass es nicht den geringsten Abstand zwischen beiden gibt.

 

So gibt es in diesem Leben keine Welt des Leidens, die es zu verachten gilt oder vor der wir fliehen müssten, und es gibt kein ruhiges und friedliches Paradies zu suchen. Dieser Punkt ist eine kostbare Unterweisung für unser Leben. So sollten wir rasch die große Chance begreifen, dass wir als Menschen wiedergeboren wurden und noch mehr, das einzigartige Glück hatten, in Berührung mit dem Buddha-Dharma zu stehen und so alles tun, um es nicht zu vergeuden. Daher ist es von größter Wichtigkeit, zur Unbeständigkeit dieses Lebens zu erwachen. Dies ist der Ausgangspunkt des Geistes des Erwachens und alle Zen-Lehren bringen uns beständig zu dieser Realität zurück: die Zeit vergeht schnell, der vergangene Augenblick kommt nie zurück, Leben und Tod folgen blitzschnell aufeinander; seien wir nicht nachlässig. Nicht nachlässig oder sorglos zu sein heißt, sich der Realität des Karma und der Kausalität bewusst zu werden. Daher bedeutet es, in schlimmste Schwierigkeiten und Leiden zu stürzen, wenn wir uns mit Leuten verbinden, die nicht zu den Folgen ihrer Handlungen erwacht sind oder wenn wir glauben, dass wir frei wären zu tun, was wir wünschen, ohne uns um die Folgen unserer Handlungen, unserer Worte oder Gedanken zu kümmern.

 

Wir verkennen, dass die karmischen Folgen in drei unterschiedlichen Zeitperioden entstehen: die, die der Handlung direkt folgen, die, die später zutage treten und die, die entstehen, wenn der karmische Ursprung dieser Handlungen schon völlig vergessen ist. Das Vergessen dieser Tatsachen hat ein großes Nichtverstehen unseres eigenen Lebens zur Folge und manchmal auch ein Gefühl von Ungerechtigkeit: wenn wir Gutes tun, sind die Ergebnisse nicht immer sofort sichtbar und umgekehrt sehen wir um uns herum Leute, die Böses tun und schädlich handeln, doch augenscheinlich unmittelbaren Nutzen daraus ziehen.

 

Deshalb werden wir unweigerlich in falsche Sichtweisen verfallen und Fehler auf Fehler begehen, wenn wir nicht zu dieser Realität der karmischen Vergeltung in den drei Zeitperioden erwachen. In gleicher Weise führt die Meinung, dass die Unkenntnis der Realität des Karma uns vor seinen Folgen beschützen würde, zu großer Verwirrung und zu allen Arten von Nichtverstehen.


Dieses erste Kapitel bringt uns also sehr konkret zu unserem eigenen Leben und unserer Verantwortung als Menschen zurück. Es führt uns, jenseits jeglicher gesellschaftlicher und religiöser, auf gut und böse basierenden Moral zu einer tiefen Reflexion über uns selbst und unsere direkte Implikation in die eigenen Daseinsbedingungen.

 

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