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zazen dojo Ryumon Ji

Dragon news - Mein erstes Sesshin

Interview mit Dominique Hogyo, Zen-Mönch, der seit fast 20 Jahren im Ryumon-Ji-Tempel lebt.

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Dominique Hogyo

Frage: Können Sie sich an Ihr erstes Sesshin erinnern?

Dominique: Mein erstes Sesshin war im Zen-Tempel von La Gendronnière, vor 20 Jahren. Es war auch meine erste Erfahrung mit Zen. Ich bin zu Fuß mit meinem Rucksack vom Bahnhof Onzain gekommen, froh und ohne feste Vorstellung. Wir waren etwa 300 Personen und um die Anfänger hat man sich damals nicht wirklich gekümmert. Also habe ich mich auf die Aktivitäten wie sie kamen eingelassen. Zazen nach Zazen habe ich mehr herein gefunden. Das Sesshin wurde von Olivier Wang Genh geleitet. Ich erinnere mich, dass ich mich mit mehreren Mitgliedern der Straßburger Sangha anfreundete, was es mir es mir erleichterte in das Zen einzutauchen. Ich erinnere mich auch an das erste Mal, als ich das Kyosaku erhielt! Es war überraschend, ich hatte es nicht erwartet...

 

Frage: Was war für Sie das Besondere an diesem ersten Sesshin?

Dominique: Ich wohnte in einem Zelt, in dem auch ein Belgier gewohnt hat, der mit seinen zwei kleinen Kindern im Alter von 3-4 Jahren gekommen war. Damals gab es noch keine Familien-Sesshins wie heute. Wir wechselten uns im Zelt ab, um auf die Kinder aufzupassen während die anderen zum Zazen gingen. 

Ansonsten erinnere ich mich auch daran, dass jemand meinen Rekorder gestohlen hat. Während eines der Mondos fragte Meister Wang-Genh einen Mann, was er beruflich mache. Er sagte, er sei ein Dieb. Alle haben gelacht. Ich dachte, er könnte es sein!

 

Frage: Erinnern Sie sich, was Sie bei dieser ersten Erfahrung im Zen fasziniert hat?

Dominique: Ich kam mit der Idee nach La Gendronnière, einen Platz zum Üben zu finden. Mich haben die Unterweisungen und auch der Ansatz der Körperhaltung besonders berührt. Ich hatte zu dieser Zeit keine gute Haltung, und mir wurde klar, dass ich Begleitung brauchte. Bis dahin hatte eine persönliche Suche, nicht wirklich einen Weg. Ich war in Indien unterwegs, praktizierte Yoga und Vedanta-Meditationen. Ich habe bei verschiedenen Meistern nach etwas gesucht, um mir eine Praxis zusammen zu basteln, und merkte, dass es zu nichts führte. In La Gendronnière war es, wo ich mich entschied, wirklich einen Weg zu wählen.

 

Frage: Und danach gab es sehr schnell eine Fortsetzung?

Dominique: Diese erste Erfahrung während des Sommercamps hatte mich sehr begeistert und im Herbst kam ich für einen Monat in den Tempel in Weiterswiller. Danach bin ich nach Indien gegangen weil ich dort schon einen Aufenthalt geplant hatte und dort habe ich mich dann wirklich entschieden, nach meiner Rückkehr hierher zu kommen und mich niederzulassen. Ich konnte es ein Jahr nach diesem ersten Sesshin dank eines Vertrags mit dem Rathaus von Weiterswiller machen, um ein Einkommen zu haben.

 

Frage: Es ist interessant zu hören, wie es angefangen hat.

Dominique: Es gibt eine Geschichte davor und eine Geschichte danach. Viele derjenigen, die schon lange hier leben, sind ins gesellschaftliche Leben zurückgekehrt. Sie sind gegangen, um wieder zur Schule zu gehen, haben geheiratet, einen Job gefunden usw..

Sie behalten etwas von dem, was sie hier erlebt haben in sich, und es ist nicht ausgeschlossen, dass sie zurückkommen werden. Ich denke, dass in dieser Praxis etwas ganz Besonderes, etwas sehr Reales steckt, das über die gemeinsamen Entscheidungen, die Entscheidungen des Lebens, hinausgeht.

Interview von Leslie Reisetsu

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